Auf den Hund gekommen: wichtige Fragen vor der Adoption – Teil 1
Bevor du dich dazu entscheidest, einen Hund in dein Leben aufzunehmen, ist es wichtig, sich mit einer Reihe von Fragen auseinanderzusetzen, um sicherzustellen, dass du und dein zukünftiger vierbeiniger Freund perfekt zusammenpassen und es auch gut in deine aktuelle Lebensrealität passt. Als Hundetrainerin begleite ich viele Hundemenschen und möchte dir dabei helfen, die richtigen Überlegungen anzustellen, bevor du diese bedeutende Entscheidung triffst.
Dazu habe ich mich mal umgehört, was sind denn eigentlich die Fragen die ihr euch so stellt? Oder die ihr euch gerne vorher gestellt hättet, lasst uns da direkt in das Thema eintauchen!
Welche Hunderassen gibt es und welche passt zu mir?
Die Vielfalt der Hunderassen und Mischlinge ist enorm, und jede von ihnen hat ihre eigenen einzigartigen Eigenschaften und Bedürfnisse. Bevor du dich für einen Hund entscheidest, ist es wichtig, dass du dir darüber im Klaren bist, was du dir von deinem zukünftigen Begleiter wünschst. Überlege dir, welche Charaktereigenschaften zu deinem Lebensstil passen und wähle dann einen Hund, der damit harmoniert.
Wenn du dich für einen Rassehund entscheidest, wird ein seriöser Züchter ausgiebig nach deinen Lebensumständen fragen und dich beraten, welcher Hund aus dem Wurf am besten zu dir passt. Auch Hunde derselben Rasse können unterschiedliche Persönlichkeiten haben, daher ist es ratsam, deinen zukünftigen Hund vor der Adoption gut kennenzulernen, um sicherzustellen, dass ihr gut zusammenpasst. Es kann jedoch auch vorkommen, dass in einem Wurf kein Hund ist, der zu deinen Bedürfnissen passt. In diesem Fall ist es wichtig, geduldig zu bleiben und weiterhin nach dem richtigen Hund zu suchen.
Ein Tierschutzhund kann eine wundervolle Bereicherung für dein Leben sein, aber es ist wichtig zu bedenken, dass Tierschutzhunde oft eine Vorgeschichte und damit auch ihr ganz persönliches Packerl mitbringen, die verschiedene Herausforderungen mit sich bringen kann. Daher ist es entscheidend, dass du den Hund vor der Adoption persönlich kennenlernst, um sicherzustellen, dass ihr gut zueinander passt. Ein Besuch im Tierheim oder bei einer Pflegefamilie ermöglicht es dir, den Hund kennenzulernen und herauszufinden, ob ihr gut harmoniert. Daher würde ich auch davon abraten einen Hund direkt aus dem Ausland ohne kennenlernen zu Adoptieren – besonders wenn du wenig Erfahrung hast.
Ist meine Wohnung groß genug für einen Hund?
Die Größe deiner Wohnung ist wichtig, aber noch wichtiger ist es, dem Hund ausreichend Bewegung und geistige Stimulation zu bieten. Selbst in einer kleinen Wohnung kann ein Hund glücklich werden, wenn er genug Möglichkeiten hat, sich draußen zu bewegen und seine individuellen Bedürfnisse erfüllt werden.
(Wie du herausfindest welche Bedürfnisse dein Hund hat kannst du hier nachlesen.)
Es ist jedoch auch wichtig, die individuellen Umstände und Bedürfnisse deines zukünftigen Hundes zu berücksichtigen. Wenn du beispielsweise planst, einen Seniorhund zu adoptieren, solltest du bedenken, dass eine Wohnung im vierten Stock ohne Aufzug für einen älteren Hund mit eingeschränkter Mobilität unpraktisch sein kann. Ebenso ist es wichtig, die Umgebung deiner Wohnung zu berücksichtigen, besonders wenn du einen Hund adoptieren möchtest, der reizoffen ist und möglicherweise empfindlich auf laute Geräusche oder viel Trubel reagiert, während du im Stadtzentrum lebst.
Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass sich im Laufe des Hundelebens die Lebensumstände ändern können. Möglicherweise musst du umziehen, um es euch beiden leichter zu machen, oder die Umgebung passt nicht mehr zu den Bedürfnissen deines Hundes. Deshalb ist es entscheidend, flexibel zu sein und bereit zu sein, sich den neuen Gegebenheiten anzupassen, um sicherzustellen, dass du und dein Hund ein glückliches und erfülltes Leben zusammen führen können.
Bin ich bereit für die Verantwortung eines Welpen oder wäre ein Seniorhund besser geeignet?
Ein Welpe benötigt besonders in den ersten Jahren deine Unterstützung, um sich zurechtzufinden. Es erfordert Geduld, Zeit und Engagement, um eine starke Bindung und eine gute Kommunikationsbasis aufzubauen. Nach dieser intensiven Phase, in der du den Welpen bei der Erziehung begleitest, genießt du in der Regel einige Jahre mit deinem vierbeinigen Begleiter an deiner Seite. Es ist wichtig zu bedenken, dass ein Welpe keine Garantie für ein langes Leben ist, obwohl das oft die Motivation dafür ist einen Welpen aufzunehmen. Daher solltest du sorgfältig darüber nachdenken, ob du die Zeit und Energie hast, einen Welpen zu erziehen, oder ob ein bereits erwachsener Hund besser zu deinem Lebensstil passt.
Ein erwachsener Hund ist häufig schon etwas ruhiger und hat möglicherweise bereits Erfahrungen in einer Familie gemacht. Diese Erfahrungen können sowohl positive als auch negative Aspekte beinhalten, die Geduld und Arbeit erfordern, um ein harmonisches Zusammenleben zu ermöglichen. Dabei können Themen wie Vertrauensbildung, mögliche Ängste oder Verhaltensweisen, die in früheren Situationen erlernt wurden, eine Rolle spielen. Es ist wichtig zu beachten, dass auch erwachsene Hunde Zeit brauchen, um sich an neue Umgebungen und Routinen anzupassen. Es entfallen bei einem erwachsenen Hund die häufigen „Welpenprobleme“, wie die Stubenreinheit und co. Du kannst dich darauf konzentrieren von Anfang an eine enge Bindung aufzubauen und gemeinsam an neuen Herausforderungen zu wachsen.
Seniorhunde haben besondere Bedürfnisse, da sie tendenziell etwas mehr Ruhe benötigen und möglicherweise Einschränkungen im Gehör und der Sicht haben. Auch können sie öfter an Verspannungen leiden, die einen Besuch beim Physiotherapeuten erfordern. Trotzdem können sie eine wundervolle Bereicherung für das Leben ihrer Besitzer sein und verdienen liebevolle und fürsorgliche Pflege in ihren goldenen Jahren.
Ich persönlich liebe ja Senioren besonders ♥️ und finde sie werden total unterschätzt!
Aber das ist eine ganz individuelle Entscheidung was zum eigenen und aktuellen Leben gut passt ☺️
Ich lebe alleine, wie trainiere ich meinen Hund, sich auch alleine in meiner Wohnung wohl zu fühlen?
Wer mich kennt weiß – das Alleinebleiben-Training ist mein Herzensthema, es ist viel komplexer als es auf den ersten Blick erscheint. Es erfordert eine sorgfältige Planung und die Bereitschaft, mehrere Monate dafür einzuplanen. Das bedeutet, dass du Freunde, Familie, Hundesitter oder sogar deine*n Arbeitgeber*in mit einbeziehen solltest, um ein unterstützendes Netzwerk aufzubauen.
Ein dreiwöchiger Urlaub allein reicht in der Regel nicht aus, um deinem Hund das entspannte Alleinebleiben beizubringen, sodass du wieder arbeiten kannst. Wenn du jedoch die Möglichkeit hast, im Homeoffice zu arbeiten oder deinen Hund mit ins Büro zu nehmen, ist das ideal. Auf diese Weise kann dein Hund während des Lernprozesses in einer vertrauten Umgebung bleiben und entspannt und stressfrei in seinem eigenen Tempo lernen. Falls diese Optionen nicht verfügbar sind, ist ein gutes Sicherheitsnetzwerk von Menschen, die auf deinen Hund aufpassen können, entscheidend dafür, dass er keine negativen oder stressigen Erfahrungen mit dem Alleinebleiben macht, wenn du ihn allein lassen musst.
Es ist besonders wichtig, das Training für das Alleinebleiben sehr behutsam und kleinschrittig zu gestalten. Das bedeutet, dass du nicht direkt die Zimmertür hinter dir schließt, sondern dass du bereits viel früher mit dem Training beginnst. Dein Hund sollte sich zunächst sicher genug fühlen, dass du dich im Wohnbereich bewegst, ohne Barrieren oder geschlossene Türen dazwischen als Trennung zu haben. Dabei ist es wichtig, dass dein Hund sich eigenständig beschäftigen und entspannen kann, erst wenn er das gut und sicher schafft, kann man langsam Barrieren einbauen. Beim Alleine bleiben Training ist das Wichtigste, der Hund gibt das Tempo vor, es bringt nix schneller, weiter höher zu fordern, wenn der Hund noch nicht so weit ist. Im Gegenteil kann es sogar dem Training schaden wenn der Hund die Trennungszeit durch falschen Ehrgeiz negativ verknüpft.
Höre bei diesem Training besonders auf dein Bauchgefühl und setze nicht blind Tipps aus dem Internet um. Das Alleinebleiben-Training ist äußerst individuell und erfordert eine maßgeschneiderte Herangehensweise, die auf die Bedürfnisse und das Verhalten deines Hundes abgestimmt ist. Vertraue darauf, dass du die Bedürfnisse deines Hundes am besten kennst und sei geduldig während des gesamten Trainingsprozesses.
Doch um das zusammenzufassen, gehe realistisch an das Thema Alleine bleiben heran, und plane die Umstände so ein, dass ihr in eurem Tempo an dem Thema arbeiten könnt, damit es auch nachhaltig funktioniert.
Wie gehe ich damit um wenn doch alles anders kommt, als ich mir das Zusammenleben mit Hund vorgestellt habe?
Es kommt oft vor, dass das Leben mit einem Hund nicht ganz den Vorstellungen entspricht, die man hatte. Ob es darum geht, dass der Hund nicht so gerne kuschelt wie erhofft oder um größere Herausforderungen wie Verhaltensprobleme – Flexibilität ist entscheidend.
Wenn Situationen unerwartet eintreten, ist es wichtig, geduldig zu sein und sich auf Veränderungen einzustellen. Die professionelle Hilfe eines Verhaltenstrainer/trainerin kann dabei unterstützen, Probleme zu lösen. Jeder Hund ist individuell, und eine perfekte Beziehung gibt es nicht, vorallem wichtig in Zeiten von Social Media, jeder hat seine individuellen Themen. Mit Liebe, Geduld und Unterstützung können jedoch viele Schwierigkeiten gemeistert werden. Es ist wichtig, sich vorher über mögliche Eventualitäten Gedanken zu machen und zu prüfen, ob man flexibel genug ist, um damit umzugehen.
Was passiert wenn das unvorhersehbare passiert?
Das Leben ist unberechenbar, daher ist es wichtig für mögliche Notfälle gewappnet zu sein, besonders wenn es um die Versorgung deines Hundes geht. Überlege im Voraus, wer sich um deinen Hund kümmern könnte, falls du ausfallen solltest. Vereinbare mit Freunden oder Familie, wer deinen Hund übernehmen kann wenn du auf kurze oder auch auf lange Sicht ausfällst und dich nicht um deinen Hund kümmern kannst.
Es ist wichtig, sich vor Augen zu führen, dass Hunde sehr empfindsame Wesen sind, die sich stark an ihre Bezugspersonen binden. Plötzliche Veränderungen in ihrem Alltag oder eine Trennung von ihrer Hauptbezugsperson können schon stressig genug für sie sein. Wenn es dann keinen Notfall-Plan gibt und der Hund im schlimmsten Fall ins Tierheim muss ist das besonders schlimm für unsere Vierbeiner – deshalb ist es wichtig sich auch darüber Gedanken zu machen, damit dein Hund abgesichert ist und eine vertraute Person an seiner Seite hat.
Worauf muss ich grundsätzlich achten, wenn ich in Wien einen Hund habe?
Vorab ist es wichtig, egal wo du wohnst, dich über deine Rechte und Pflichten als zukünftiger Hundemensch zu informieren.
In Wien gelten spezifische Vorschriften für Menschen mit Hunden. Neben den üblichen Verantwortlichkeiten wie Impfungen und einer Haftpflichtversicherung besteht in Wien eine Leinenpflicht in den meisten öffentlichen Bereichen. Maulkorbpflicht besteht auch in einigen Gebieten, besonders in stark frequentierten oder sensiblen Bereichen wie den öffentlichen Verkehrsmitteln oder auch einzelnen Lokalen.
Die Entsorgung des Hundekots ist ebenfalls verpflichtend und trägt zur Sauberkeit der Stadt bei, und ist gerade bei der Hundedichte auch wichtig um die Verbreitung von Krankheiten auch zu minimieren. Zusätzlich benötigen Hundehalter*innen in Wien einen Sachkundenachweis, insbesondere bei der erstmaligen Anschaffung eines Hundes. Dieser bestätigt, dass der Mensch über das notwendige Wissen verfügt, um einen Hund artgerecht zu halten. Hier kannst du dich zur Sachkunde informieren.
Grundsätzlich ist es ratsam sich über die regionalen und aktuellen Regelungen zu informieren.
Stand: 6. März 2024
Darf mein Hund mit mir in den Öffis (U-Bahn, Bus, Bim, Zug) uneingeschränkt mitfahren?
In Wien dürfen Hunde in den öffentlichen Verkehrsmitteln mitfahren, solange sie einen Maulkorb tragen und an der Leine geführt werden. Es ist jedoch ratsam, sich vorher über die genauen Bestimmungen zu informieren, da diese je nach Verkehrsbetrieb variieren können.
Das Tragen des Maulkorbs kann für Hunde zunächst ungewohnt sein, daher ist es wichtig, auch das Tragen des Maulkorbs positiv aufzubauen und deinen Hund langsam daran zu gewöhnen. Um deinen Hund auf das Fahren mit öffentlichen Verkehrsmitteln vorzubereiten, ist es wichtig, ihn behutsam mit der Umgebung vertraut zu machen. Beginne mit kurzen Übungen in ruhigen Situationen und steigere schrittweise die Reize, damit dein Hund sich langsam mit dem Öffi-Fahren vertraut machen kann. Diese Prozesse erfordern Training und Zeit, aber sie helfen deinem Hund, entspannt und sicher mit den Öffis zu reisen.
Ist es zu egoistisch, einen Hund zu nehmen, weil man dadurch auch weniger einsam ist?
Die Motivation, einen Hund zu adoptieren, kann vielfältig sein. Solange du bereit bist, die Verantwortung für deinen Hund zu übernehmen – und das über ein Hundeleben lang, das oft 15 Jahre oder mehr dauert – und die Bedürfnisse deines Hundes zu erfüllen sowie ihm ein liebevolles Zuhause zu bieten, ist es nicht egoistisch, einen Hund zu adoptieren. Auch wenn dies dazu beiträgt, sich weniger allein zu fühlen, ist es wichtig zu erkennen, dass ein Hund keine Ersatzbefriedigung für zwischenmenschliche Beziehungen ist. Die Verantwortung für das Tier geht über das eigene Wohlbefinden hinaus, da man eine Verantwortung für ein anderes Lebewesen übernimmt. Es ist wichtig, sich dieser Verantwortung bewusst zu sein und sie ernst zu nehmen.
Ein Hund ist ein lebendiges Wesen mit eigenen Bedürfnissen und Gefühlen, und die Entscheidung, einen Hund zu adoptieren, sollte immer mit Respekt vor dieser Verantwortung getroffen werden.
Fazit:
Bevor du dich für einen Hund entscheidest, stelle sicher, dass du und dein zukünftiger vierbeiniger Freund gut zusammenpassen. Überlege dir, welche Hund zu deinem Lebensstil passt, ob du einem Welpen, erwachsenen Hund oder einem Senior ein Zuhause bieten möchtest und ob deine Wohnung geeignet ist. Eine gründliche Überlegung ist entscheidend. Für den Teil 2 sammle ich eure Fragen In Teil 2 rund um das Leben mit Hund – was willst du wissen bevor du dir einen Hund in dein leben holst? Schreib mir gerne! 🙂