Das lernt er nicht mehr…
Gerade bei älteren Hunden höre ich diesen Satz häufiger und auch als Hundeverhaltenstrainerin bekomme ich oft die Frage gestellt: „Kann mein Hund das noch lernen? Ist er nicht schon zu alt?“ Wenn mir jemand diese Frage stellt zeigt, dass die Menschen ihren Hund noch nicht aufgegeben haben, denn sie suchen sich zumindest Hilfe. Leider passiert es immer noch viel zu oft, dass in unserer Gesellschaft „alte Hunde“ aufgegeben werden und man an bestimmten Themen nicht mehr arbeitet, weil man glaubt, der Hund sei nicht mehr in dem Alter, um Neues oder um zu lernen.
Kann mein „alter“ Hund wirklich nicht neues mehr lernen?
Der Glaube, dass alte Hunde nichts Neues mehr lernen können, ist leider immer noch weit verbreitet. Sprichworte wie “ was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr „ fördern diese Annahme, was dazu führt, dass viele Hunde im Alter vernachlässigt werden und keine neuen Herausforderungen mehr bekommen. Aber ist das wirklich wahr?
Wann hast du aufgehört zu lernen?
Sowohl wir Menschen als auch unsere Hunde mit unseren Säugetier-Gehirnen lernen immer, mit jedem Tag sammeln wir neue Erfahrungen und lernen stetig dazu. Genauso geht es deinem Hund auch. Ja, in der Jugend fällt lernen um einiges einfacher, das Gehirn saugt alles auf – wohlgemerkt positiv wie negativ. Das heißt nicht, dass lernen im alter nicht mehr passiert – sondern einfach etwas länger braucht.
Der Lernprozess wird langsamer, was nicht umbedingt schlecht ist, denn es gibt uns auch eines – nämlich Zeit. Erwachsene Hunde sind oft geduldiger im lernen von neuem, man kann ihnen richtig beim nachdenken zu sehen wenn man mit ihnen etwas erarbeitet. Das gibt uns als ihre Menschen die Zeit auf Kleinigkeiten und Feinheiten zu achten und diese nach zu bessern.
13 Jahre Justice…
Und wenn ich ganz ehrlich bin – ich war da nicht so viel anders als ich damals mit Justice hilfe gesucht hab, ja da hab ich genau diese Frage: „kann sie noch umlernen?“ dem Leo auch gestellt. Justice war damals 6, also wirklich nicht „alt“. Heute weiß ichs zum Glück besser, denn auch mit 13 Jahren lernt dieser Hund so unfassbar viel neues – legt alte Verhaltensmuster ab und lernt neue.
Mit 6 hatten wir ein reaktivitäts Problem gegenüber Hunden, mittlerweile ist das wirklich kaum noch ein Thema. Selbst wenn mal ein Hund auf uns zugelaufen kommt, ja da muss sie mal sagen, dass die das jetzt sehr doof findet – aber sie schüttelt sich direkt ab und es ist kein Thema mehr. Damals war nicht daran zu denken.
Doch „alte“ Hunde lernen nicht nur positives dazu, in den letzten 6 Jahren hat Justice durch ein doofes Erlebnis mit einem Kind leider eine Unsicherheit gegenüber – vor allem lachende Kinder entwickelt. Dank unserem Nachbarskind, hat sie diese das letzte Jahr über abgelegt und das mit 12 Jahren am Buckel! Heute freut sie sich wieder wenn sie Kinder sieht und vor allem auf das Nachbarskind.
Die Angst vor Tierärzten war auch sehr sehr groß, doch dank einer wunderbaren Kollegin haben wir mit Medical Training begonnen, gerade beim Medical Training habe ich gesehen was dieser wunderbare Senior-Hund alles schafft. Wie sie überlegt und lernt – das zu beobachten und ältere Hunde beim lernen zu begleiten ist sowas wunderbares.
Was ich dir damit sagen will – dein Hund lernt IMMER. Egal ob Welpe, Junghund, oder eben als Senior, lernen hört nie auf.
Die positiven Auswirkungen von Training für ältere Hunde
Das Training mit Senioren hat enormes Potenzial – nicht nur, wenn es darum geht, spezifische Verhaltensprobleme zu lösen. Es geht weit darüber hinaus, regelmäßiges Training trägt maßgeblich zur Agilität deines älteren Hundes bei. Bewegungsübungen fördern die Gelenkgesundheit und Muskelkraft, was entscheidend ist, um die Mobilität deines Hundes im Alter zu erhalten.
Darüber hinaus spielt mentale Fitness eine zentrale Rolle. Ältere Hunde profitieren immens von neuen Herausforderungen und geistigen Anreizen, die ihnen helfen, scharfsinnig und aufmerksam zu bleiben. Dies kann sogar den altersbedingten kognitiven Abbau verlangsamen oder verhindern, indem das Gehirn ständig gefordert und stimuliert wird.
Neben den physischen und mentalen Vorteilen stärkt das gemeinsame Training die emotionale Bindung zwischen dir und deinem Hund. Die Zeit, die ihr miteinander verbringt, baut Vertrauen auf und fördert eure Beziehung als Team. Es bietet eine wunderbare Gelegenheit, positive Erfahrungen zu schaffen und neue gemeinsame Erinnerungen zu teilen.
Nicht zuletzt wirkt sich regelmäßiges Training positiv auf die allgemeine Gesundheit deines Hundes aus. Es kann dazu beitragen, Übergewicht zu verhindern, den Kreislauf zu verbessern und das Immunsystem zu stärken. Insgesamt verbessert es die Lebensqualität deines Hundes erheblich und sorgt dafür, dass er auch im Alter ein erfülltes und glückliches Hundeleben führt.
Neuer Lebensabschnitt, neue Bedürfnisse
Ältere Hunde haben andere Bedürfnisse als junge, ihre Gesundheit spielt eine entscheidende Rolle. Beobachte, was dein Hund täglich leisten kann, und konzentriere dich auf die Qualität statt die Quantität der Aktivitäten. Medical Training habe ich ja bereits erwähnt – Medical Training lässt sich wunderbar mit jedem Hund aufbauen und stärkt ganz nebenbei das Vertrauen zwischen dir und deinem Hund.
Medical Training ist nicht nur hilfreich, um den Hund auf tierärztliche Untersuchungen vorzubereiten, sondern auch eine großartige Möglichkeit, die Bindung zu vertiefen. An Tagen mit schlechtem Wetter kann man diese Übungen wunderbar zu Hause durchführen. Es ist faszinierend zu sehen, wie sie nachdenken beim Training man kann es ihnen im Gesicht ansehen. Auch kann man beobachten wie entspannt und kooperativ Hunde werden, wenn sie regelmäßig Medical Training machen. Aus dem Medical Training heraus lassen sich auch wunderbar sanfte Fitnessübbungen aufbauen.
Ihr seht ich bin großer Fan davon und es wird ganz bestimmt zu dem Thema mal einen eigenen Artikel geben und vielleicht den ein oder andere Kurs – aber dazu will ich noch nicht zu viel verraten.
Fazit
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ältere Hunde genauso lernfähig sind wie jüngere. Durch das Training bleiben ältere Hunde nicht nur körperlich aktiv, sondern auch geistig fit. Es ist schön zu sehen, wie viel Freude sie daran haben, neue Dinge zu lernen und ihre Fähigkeiten zu erweitern. Sie verdienen es, gefördert und gefordert zu werden. Gebt eure erwachsenen und Senioren-Hunde nicht auf. Denn sie können so viel mehr, als wir ihnen zutrauen. Ihr Alter ist keine Grenze, sondern eine Gelegenheit, eure Beziehung zu vertiefen und gemeinsam neue Erfahrungen zu machen.